Ein ‘Knowledge Graph’ für die Medienforschung
Manga, Anime und Computerspiele stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts “Japanese Visual Media Graph”. Darin wird eine zentrale Graph-Datenbank für Forschende erstellt, die sich mit modernen japanischen Medien, deren Rezeption, Inhalten, Themen und visuellen Charakteren beschäftigen. Das Projekt wird seit 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Anfang Juni 2023 folgte die Zusage für eine zweite Förderphase.
Die Fördersumme für die Hochschule der Medien (HdM) beträgt nun knapp 1,5 Millionen Euro. Das Projekt “Japanese Visual Media Graph” ist im Institut für Applied Artificial Intelligence der HdM angesiedelt. Projektpartner sind das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen und die Universitätsbibliothek Tübingen.
Daten von Fans für die Forschung
“Eine Besonderheit des Projekts ist die Herkunft der Daten”, erklärt Projektleiter Prof. Magnus Pfeffer. Internationale Fan-Gemeinschaften im Internet haben diese über einen langen Zeitraum kuratiert und stellen sie im Rahmen des Projekts der Forschung zur Verfügung. Ergänzt werden sie durch Daten der Medienproduzenten aus Japan.
In der ersten Projektphase bis Anfang 2023 wurden Lizenzfragen geklärt, die Datenqualität geprüft und ein Prototyp für die Datenbank entworfen. Dabei kommen ausschließlich Open-Source-Komponenten zum Einsatz. Die grundsätzliche Eignung für medienwissenschaftliche Forschungsfragen wurde im Rahmen von “tiny use cases” erprobt. Diese spielen beispielhafte datengetriebene Forschungsansätze durch und zeigen Potenziale und Grenzen der Nutzung eines Knowledge-Graphen in dieser Domäne auf.
Vom Prototyp zur Forschungsinfrastruktur
In der zweiten Projektphase liegt der Fokus auf der Konsolidierung und Dissemination der erreichten Ergebnisse. Geplant sind unter anderem die Einbindung weiterer Datenquellen und gemeinsame Forschung mit internationalen Forschergruppen an der Universität Groningen (Niederlande), der Waseda University und der Hosei University (beide Tokio, Japan). Auch die Weiterentwicklung der technischen Plattform ist Teil des Arbeitsprogramms.
Zur Unterstützung von Studierenden und anderen Forschenden, die die Daten im Rahmen ihrer eigenen Arbeit verwenden möchten, sind in den kommenden Jahren Hands-On-Workshops in Stuttgart und Kyoto geplant.