02 January, 2025
Jan Doria
Oliver Zöllner

Ethik der Künstlichen Intelligenz in der Alltagswelt

Foto: Karla Neef

Für das “Handbuch Soziale Praktiken und Digitale Alltagswelten” haben Jan Doria und Oliver Zöllner vom Institut für Digitale Ethik einen Beitrag zur “Ethik der Künstlichen Intelligenz in der Alltagswelt” verfasst. Er ist Ende 2024 online als Teil eines “Springer Reference”-Werks erschienen, das Heidrun Friese, Marcus Nolden und Miriam Schreiter von der TU Chemnitz herausgegeben haben.

Der Beitrag befasst sich mit den ethischen Herausforderungen, die durch die zunehmende Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag der Menschen entstehen. Die Autoren betonen, dass trotz der wachsenden Präsenz von KI-Systemen das Verständnis ihrer Funktionsweise oft unzureichend ist, was zu teils unrealistischen medialen Darstellungen führe. Doria und Zöllner beginnen ihren Artikel mit einer kritischen Betrachtung des KI-Begriffs und seiner Entwicklung. Die Autoren argumentieren, dass KI-Systeme weder wirklich “intelligent” noch “künstlich” seien, sondern vielmehr komplexe Algorithmen darstellen, die auf großen Datenmengen und statistischen Korrelationen basieren. Sie heben hervor, dass moderne KI-Technologien oft maschinelles Lernen verwenden, bei dem sich Computersysteme ihr “Weltmodell” selbst aus Trainingsdaten errechnen.

Mediale Narrative zu KI zwischen utopischen und dystopischen Zukunftsvisionen

Ein zentraler Aspekt des Beitrags ist die Analyse von Narrativen über KI in medialen Darstellungen. Die Autoren untersuchen sowohl fiktionale als auch non-fiktionale Repräsentationen von KI. In Spielfilmen identifizieren sie drei Hauptnarrative: KI als Bedrohung, als sich befreiender Protagonist oder als Beziehungspartner. In Fernsehbeiträgen schwanken die Narrative zwischen utopischen und dystopischen Zukunftsvisionen. Die ethischen Herausforderungen, die sich aus dem Einsatz von KI ergeben, bilden einen Schwerpunkt der Untersuchung. Eine zentrale Frage ist, wie menschliche Handlungsautonomie und Entscheidungsfreiheit angesichts zunehmend mächtiger erscheinender KI-Systeme bewahrt werden können. Die Autoren warnen vor der Gefahr, dass Menschen sich zu sehr an die “algorithmische Prozessualität” von KI-Systemen anpassen und dadurch ihre eigene Reflexionsfähigkeit einschränken könnten.

Menschliche Urteilskraft und ethische Reflexion unverzichtbar

Abschließend betonen Doria und Zöllner die Notwendigkeit einer KI-Ethik, die eine Vision des guten Lebens und der guten Gesellschaft im digitalen Zeitalter entwickelt. Sie unterstreichen, dass wichtige ethische Prinzipien beim KI-Einsatz wie Freiheit, Autonomie, Gerechtigkeit, Transparenz und Verantwortung berücksichtigt werden müssten. Der Beitrag macht deutlich, dass trotz aller technologischen Fortschritte die menschliche Urteilskraft und ethische Reflexion unverzichtbar bleiben, um die Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen verantwortungsvoll zu gestalten.

Erschienen in:
Handbuch Soziale Praktiken und Digitale Alltagswelten (Springer Reference Sozialwissenschaften)
Auf den Seiten: online
Autoren: Doria, Jan / Zöllner, Oliver
Hrsg.: Heidrun Friese, Marcus Nolden und Miriam Schreiter
Erscheinungsjahr: 2025
Verlag: Springer VS
Ort: Wiesbaden
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DOI: 10.1007/978-3-658-08460-8_81-1