29 May, 2024
Jürgen Seitz
Vivian Kretzschmar
Tobias Moritz

TALAINTED: Erster Prototyp wird in Schulen getestet

Ein erster Prototyp wird getestet (Foto: Vivian Kretzschmar)

“Mit TALAINTED möchten wir Jugendlichen die Möglichkeit bieten, spielerisch ihre Begeisterung für IT-Berufe zu entdecken. Unser Ziel ist es, durch den Einsatz von KI und Game Based Learning einen nachhaltigen Bildungsimpuls zu setzen,” sagt HdM-Professor Dr. Jürgen Seitz, Leiter der TALAINTED-Forschungsgruppe. “Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, dass digitale Bildung und Chancengerechtigkeit Hand in Hand gehen können. Wir freuen uns, gemeinsam mit der HdM benachteiligten Jugendlichen neue Perspektiven im IT-Bereich zu eröffnen und damit die Wirkung unserer normalen Kurse in der virtuellen Welt zu verlängern,” ergänzt Dr. Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School.

Game Based Learning: Spielerisch zur Berufswahl

Seit dem Start des Projekts im Februar 2024 wurde intensiv an einer ersten Version des Prototyps gearbeitet. Der Kurs basiert auf dem 2D-Arcade-Spiel “Flappy Bird” und wird über die Plattform Microsoft MakeCode Arcade im Block-Code-Stil programmiert. Die Lernenden werden dabei von sieben verschiedenen virtuellen Avataren begleitet, die reale “Inspirer” der Hacker School darstellen. Der individuell gewählte Avatar führt die Jugendlichen anschließend durch die kleinschrittig gestalteten Kapitel des Kurses. Die Storyline des Kurses ist bewusst spielerisch gestaltet: In einigen Leveln müssen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen in Quizfragen unter Beweis stellen, um den Gegner, das “Evil Flappy Bird”, zu besiegen und Codeblöcke zu gewinnen. Diese Codeblöcke helfen dabei, die zerstörte Flappy Bird-Spielwelt wiederherzustellen. Der Kurs ist in fünf Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch.

Lernen mit KI - das Lernen der Zukunft?

Die mehrtägige Feldphase beginnt in Hamburg und umfasst 71 Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klassen aus Schulen mit niedrigem Sozialindex. Anfang bis Mitte Juni wird der zweite Teil des Pretests in Tübingen stattfinden. Dort nehmen insgesamt 52 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse aus Schulen mit hohem Sozialindex teil. Ziel ist es, die Effektivität sowie die Akzeptanz des Kurses in verschiedenen Altersspektren unterschiedlicher kognitiver Entwicklungsstadien zu testen.

Die Testtage starten mit einem interaktiven Kennlernspiel, dem „Bubble Sort". Das Kennenlernen einfacher Sortieralgorithmen dient als Auflockerungsübung und vermittelt ein grundlegendes Verständnis für IT- und Programmierthemen. Danach führen die Schülerinnen und Schüler den Online-Kurs selbstständig am eigenen Endgerät durch. Innerhalb des Kurses werden diverse Verhaltensdaten erhoben und Fragen zur Bedienbarkeit des Prototyps eingestreut, um dessen Nutzerfreundlichkeit hinsichtlich der Navigation, der Geschwindigkeit und den Quizelementen zu evaluieren. Zusätzlich soll untersucht werden, ob die Nutzung des Kurses und die Interaktion mit den virtuellen KI-Avataren die Motivation der Jugendlichen steigert, einen Beruf in der IT-Branche anzustreben.

Nach Abschluss des Kurses finden qualitative Befragungen sowohl mit den Schülerinnen und Schülern als auch mit den Lehrkräften statt. Diese sollen ermitteln, ob der Kurs ihre Erwartungen erfüllt hat und sich eine Steigerung der Lernmotivation gegenüber traditionellen Präsenzkursen erkennen lässt, vor allem als Folge der eingebauten spielerischen Storyline. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der gezielten Auswahl der unterschiedlichen KI-Avatare und wie diese den Lernprozess beeinflussen.

Über das Institute for Applied Artificial Intelligence (IAAI)

Das IAAI bündelt die KI-Kompetenz der HdM. Ziel des Instituts ist es, KI-Spitzenforschung in die Anwendung zu bringen, indem es die Schnittstelle zwischen Forschung, Unternehmen und Gesellschaft bildet. Neben der Lehre von Künstlicher Intelligenz an der Hochschule der Medien bietet das IAAI Weiterbildungsmöglichkeiten für Unternehmen und verfolgt zahlreiche anwendungsbezogene KI-Forschungsprojekte. Durch die beiden Pionierprojekte AIEDN und IKID konnten bereits vielfältige Erfahrungen im Bereich der anwendungsorientierten, interdisziplinären Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz, gekoppelt mit der Konzeption geeigneter KI-Avatare, gesammelt werden. Darüber hinaus ist das IAAI mit seinem “KI Trainer Programm” ebenfalls auf zielgruppenspezifische Erwachsenenbildung (Anfänger- und Fortgeschrittenenniveau) im Bereich KI spezialisiert.

Über die Hacker School

Die Hacker School gGmbH ist eine digitale und vor Ort agierende Non-Profit-Organisation, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Kultusministerium Baden-Württemberg, der Bundesagentur für Arbeit sowie zahlreichen Stiftungen gefördert wird. Sie widmet sich dem gleichberechtigten Zugang zu digitaler Bildung, der Karriere- und Führungskräfteförderung und der Persönlichkeitsentwicklung durch (Weiter-)Bildung mit besonderem Augenmerk auf die Unterstützung marginalisierter, vulnerabler Gruppen wie Migrierende und Frauen, vornehmlich im Kindes- und Jugendalter, vereinzelt auch darüber hinaus. Mit Sitz in Hamburg und bundesweitem Engagement setzt sie sich mit ihren Formaten dafür ein, Kindern und Jugendlichen einen kostengünstigen und chancengerechten Zugang zu (digitaler) Bildung im IT-Bereich zu ermöglichen.