Vortrag zu interdisziplinären Perspektiven auf KI: Warum 2+2 doch 5 sein kann
Um ein gesellschaftliches Querschnittsphänomen wie Künstliche Intelligenz ganzheitlich und anwendungsorientiert vermitteln zu können, ist der multiperspektivische Zugang essenziell. Genau diesen Ansatz hat Jan Doria in seinem Vortrag zum Thema „Interdisziplinäre Perspektiven auf Künstliche Intelligenz“ an der Frühjahrsakademie des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik e.V. (WCGE) verfolgt, die sich diesmal dem Zusammenspiel von „Digitalisierung, Ethik und Wirtschaft“ widmete.
Wer definiert hier eigentlich was?
In der Lutherstadt griff Doria, Akademischer Mitarbeiter und Doktorand am Stuttgarter Institut für Digitale Ethik (IDE), die berühmte Formulierung „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei und zwei vier ergibt“ aus George Orwells dystopischem Roman „1984“ auf – und fragte, wer eigentlich die Definitionsmacht über Begriffe wie „Intelligenz“ und „Maschine“ besitzt.
Die Brücke zur angesprochenen Perspektivendiversität auf KI: Interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei nur möglich, wenn alle Beteiligten in einen diskursiven und herrschaftsfreien Verständigungsprozess eintreten würden, etwa über die Bedeutung von begrifflichen Grundkonzepten, erklärte Doria. Denn Begriffe wie „Realität“ oder „Innovation“ haben offenkundig nicht in jeder Disziplin dieselbe Bedeutung. In diesem Sinne sei es möglich, das Ergebnis der Gleichung „zwei plus zwei“ auch mit „fünf“ zu definieren. Dabei müsse jedoch Orwells Warnung ernst genommen werden, dass, wer die Macht über die Definition von Begriffen besitzt, auch Macht über die Realität selbst ausübe. Umgekehrt könne aus dem emergenten Wechselspiel der Disziplinen auch etwas ganz Neues und Fruchtbares entstehen – wenn alle Beteiligten bereit sind, sich darauf einzulassen.
IKID setzt auf Perspektivenvielfalt
Im IKID-Projekt, an der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) angesiedelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, werden interdisziplinäre Lehrangebote zur Vermittlung von KI-relevanten Kompetenzen entwickelt. Dafür arbeiten Mitarbeitende aus den Disziplinen Informatik, Wirtschaft, Recht und Ethik in einer integrierten Weise zusammen.
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