TALAINTED - Forschende Untersuchen den Einsatz von KI-Charakteren in der Berufsorientierung marginalisierter Jugendlicher
Das Projektteam (von links nach rechts): Tobias Moritz, Dr. Julia Freudenberg, Matthias Feldmann, Vivian Kretzschmar, Jens Becker und Prof. Dr. Jürgen Seitz (Foto: Sarah-Michelle Masepohl)
Die Rolle von Mädchen und marginalisierten Gruppen in technischen Berufsfeldern wie der IT-Branche zu stärken und Stereotypen entgegenzuwirken ist das Ziel des neuen Forschungsprojektes der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) mit der Hacker School aus Hamburg. “TALAINTED” wird mit knapp 480.000 Euro vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales bis Dezember 2024 gefördert. Die Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH unterstützt bei der administrativen Umsetzung.
Die Zukunft gehört denen, die mutig genug sind, neue Wege zu gehen. Doch wie sehen diese genau aus? Direkt vor dem Schulabschluss stellen sich junge Menschen rund um den Globus die gleichen Fragen: Welcher Beruf passt zu mir? Wo liegen meine Stärken und was kann und möchte ich ausprobieren, bis ich mich entscheide? Inmitten der Vielfalt an Möglichkeiten bleibt ein Bereich oft unterrepräsentiert - die Welt der Informationstechnologie (IT). Das soll sich dank des Verbundforschungsprojekts “TALAINTED” des Institute for Applied Artificial Intelligence an der HdM und der Hacker School gGmbH ändern.
Mit Highspeed in die digitale Zukunft
Derzeit belegt Deutschland im europäischen Vergleich beim Digitalisierungsgrad keine Top Ten-Position. Zudem herrscht ein ausgeprägter Fachkräftemangel in den stark wachsenden Wirtschaftszweigen der MINT- und Digitalbranche. Dabei ist die IT-Branche stark männerdominiert. Um langfristiges Wirtschaftswachstum nachhaltig zu sichern, sind qualifizierte Fach- und Führungskräfte unerlässlich. Denn bis zum Jahr 2040 soll laut Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft ein Defizit von etwa 4,2 Millionen Expertinnen und Experten in verschiedenen Branchen entstehen.
Im Verbundforschungsprojekt TALAINTED setzen die Forschenden auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Form “virtueller KI-Charaktere”, um junge Menschen marginalisierter Gruppen, insbesondere Mädchen und sozioökonomisch benachteiligte Jugendliche, für aufkommende Digitalisierungsthemen zu begeistern. Ihnen sollen die erforderlichen Kompetenzen für den Weg in die IT-Branche vermittelt werden. Die aus der Forschung und der daraus resultierenden Kursentwicklung gewonnenen Erkenntnisse werden am Ende des Projektes als „Open Educational Ressources" kostenfrei für Nonprofitorganisationen zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, das Wissen um den Produktionsvorgang anderen Bildungseinrichtungen und Organisationen auf breiter Ebene zugänglich zu machen, damit ähnliche Kurse nachgebaut und bedarfsorientiert angepasst werden können.
KI als Kursleitung
Die Technologie der “virtuellen KI Charaktere” ermöglicht die Gestaltung kostenfreier, interaktiver, videobasierter Berufsorientierungskurse, die den Jugendlichen spielerisch das Programmieren näher bringt. Im Projekt TALAINTED werden die Berufsorientierungsprogramme der Hacker School gGmbH um ein orts-, zeit- und tempounabhängiges Lernformat erweitert. Hier können Schülerinnen und Schüler auf verschiedenen Endgeräten lernen, wann und wie er oder sie möchte, unabhängig von den bestehenden Lernherausforderungen.
“Wir werden die ‚Inspirer‘ der Hacker School als Avatare gebündelt mit packendem Storytelling in diesem Kurs gestalten. Hierdurch schaffen wir es, die Diversität, die die ‚Inspirer‘ abbilden, auch ins Digitale und Multilinguale zu bringen - und das in einer Form, die die Schülerinnen und Schüler begeistert”, erklärt Prof. Dr. Jürgen Seitz, der das Projekt an der HdM leitet. “Wir müssen jungen Menschen früh erste Einblicke in IT und künstliche Intelligenz ermöglichen, um sowohl einen mündigen Umgang zu ermöglichen als auch für die Potentiale derselben zu begeistern. Insbesondere für Mädchen und sozioökonomisch benachteiligte Kinder sehe ich hier große Möglichkeiten, ihr wahrgenommenes Berufsspektrum massiv zu erweitern - das hilft nicht nur ihnen selbst, sondern uns allen”, ergänzt Dr. Julia Freudenberg, Geschäftsführerin Hacker School gGmbH
Stärke durch Vielfalt
Ein Vorteil der Kursumsetzung mittels Künstlicher Intelligenz liegt in der kontinuierlichen Aktualisierbarkeit der Inhalte. Die intensive und individualisierte Betreuung der Teilnehmenden durch die virtuellen KI-Charaktere ermöglicht zugleich eine persönliche und skalierbare Unterstützung. In Fokusgruppen und Vorabgesprächen mit Schulen zu Beginn der Förderphase werden gezielt Informationen und Einblicke gewonnen, um die Bedürfnisse und Herausforderungen der Zielgruppe besser zu verstehen und entsprechende Maßnahmen im Bildungsangebot zu integrieren. Die hohe Bandbreite von „Hacker School Inspirern" unterschiedlicher kultureller und lernverhaltensbezogener Diversität garantiert, dass die Vielfalt der Zielgruppe in den Kursen widergespiegelt wird.
Über das Institute for Applied Artificial Intelligence (IAAI)
Das IAAI bündelt die KI-Kompetenz der HdM. Ziel des Instituts ist es, KI-Spitzenforschung in die Anwendung zu bringen, indem es die Schnittstelle zwischen Forschung, Unternehmen und Gesellschaft bildet. Neben der Lehre von Künstlicher Intelligenz an der Hochschule der Medien bietet das IAAI Weiterbildungsmöglichkeiten für Unternehmen und verfolgt zahlreiche anwendungsbezogene KI-Forschungsprojekte. Durch die beiden Pionierprojekte AIEDN und IKID konnten bereits vielfältige Erfahrungen im Bereich der anwendungsorientierten, interdisziplinären Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz, gekoppelt mit der Konzeption geeigneter KI-Avatare, gesammelt werden. Darüber hinaus ist das IAAI mit seinem “KI Trainer Programm” ebenfalls auf zielgruppenspezifische Erwachsenenbildung (Anfänger- und Fortgeschrittenenniveau) im Bereich KI spezialisiert.
Über die Hacker School
Die Hacker School gGmbH ist eine digitale und vor Ort agierende Non-Profit-Organisation, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Kultusministerium Baden-Württemberg, der Bundesagentur für Arbeit sowie zahlreichen Stiftungen gefördert wird. Sie widmet sich, wie die HdM im Rahmen ihrer Vorgängerprojekte, dem gleichberechtigten Zugang zu digitaler Bildung, der Karriere- und Führungskräfteförderung und der Persönlichkeitsentwicklung durch (Weiter-)Bildung mit besonderem Augenmerk auf die Unterstützung marginalisierter, vulnerabler Gruppen wie Migrierende und Frauen, vornehmlich im Kindes- und Jugendalter, vereinzelt auch darüber hinaus. Mit Sitz in Hamburg und bundesweitem Engagement setzt sie sich mit ihren Formaten für die jährlich bereits über 10.000 Teilnehmenden in 340 Kursen ein, um Kindern und Jugendlichen einen kostengünstigen und chancengerechten Zugang zu (digitaler) Bildung im IT-Bereich zu ermöglichen.